30 Jahre Mauerfall: Mietpreise kennen keine Grenze
Vom Protest gegen die Grenze zum Protest gegen die Wohnsituation: 30 Jahre nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 kämpfen Ost- und Westberliner gemeinsam gegen zu hohe Mietpreise in ihrer Stadt. Doch wie einheitlich sind diese Preise 29 Jahre nach der Wiedervereinigung? Sind die Mieten im ehemaligen Westen höher als im Osten? Und wo haben sich die Preise am rasantesten entwickelt?
Homeday hat die aktuellen Mietpreise für Wohnungen der 44 ehemals Ost- und 52 Westberliner Ortsteile und ihre Entwicklung der vergangenen fünf Jahre miteinander verglichen.*
Zu den Preisen und Preisänderungen pro Berliner Stadtteil
Mietpreise im Osten entwickeln sich am schnellsten
Die höchsten Preissteigerungen verzeichnet unter den 96 Berliner Ortsteilen Rummelsburg im ehemaligen Osten der Stadt. In dem beliebten Ortsteil im Bezirk Lichtenberg kletterten die Mietpreise zwischen 2014 und 2019 von 8,30 Euro auf 13,20 Euro – ein Wachstum um 59 Prozent. Das zweithöchste Wachstum gab es mit Blankenfelde ebenfalls in einem Ortsteil im Osten. Hier stiegen die Preise von 7,40 Euro pro Quadratmeter 2014 auf heute 11,20 Euro pro Quadratmeter und damit um 51,4 Prozent. Die größte Steigerung im ehemaligen Berliner Westen erfuhr Kreuzberg mit 41,9 Prozent. Der Ortsteil landet damit im Gesamtberliner Vergleich an dritter Stelle. Weitere Preissteigerungen von mehr als 40 Prozent gibt es sonst nur im ehemaligen Osten mit den direkt an der ehemaligen Grenze liegenden Ortsteilen Plänterwald, Alt-Treptow und Friedrichshain. In den drei Ortsteilen stiegen die Mieten innerhalb von fünf Jahren um je 40,2 Prozent.
Während der Osten der Bundeshauptstadt die Tabelle mit den Mietpreissteigerungen anführt, verzeichnet der Westen am anderen Ende der Tabelle sogar das geringste Wachstum: Charlottenburg-Nord (19,4 %), Konradshöhe (18,3 %), Dahlem (17 %) und Wartenberg (12,5 %) sind die Stadtteile mit den geringsten Mietsteigerungen in der Bundeshauptstadt.
Am teuersten wohnt es sich im Westen
Bei der Miethöhe führt mit Tiergarten der Westen die Tabelle an. Wer hier eine Wohnung anmietet, zahlt heute pro Quadratmeter durchschnittlich 14,10 Euro. Die zweithöchste Miete verlangen Vermieter mit 13,60 Euro in Friedrichshain und 13,20 Euro in Rummelsburg – beide im ehemaligen Ostberlin. Unter den 20 teuersten Ortsteilen Berlins (11,10 € bis 14,10 €) finden sich nur sieben im Osten, darunter Mitte, Prenzlauer Berg, Plänterwald. Zu den 13 Westberliner Ortsteilen mit den teuersten Mieten zählen Grunewald, Moabit, Hansaviertel und Schöneberg.
Am günstigsten wohnen Berliner auf der ehemaligen Ostseite heute in Falkenberg und Marzahn mit einem Durchschnittspreis von 7,40 Euro bei Neuvermietung. Im Westen finden Mieter die günstigste Mietwohnung in Wartenberg (7,20 €) – gleichzeitig dem günstigsten Ortsteil im Ost-West-Vergleich.
Westen dominiert im deutschlandweiten Vergleich
Doch wie haben sich die Preise seit dem Fall der Mauer deutschlandweit entwickelt? In einer zweiten Untersuchung hat Homeday die Mietpreise für Wohnungen und ihre Entwicklung der vergangenen fünf Jahre für alle deutschen Städte (692) mit mehr als 20.000 Einwohnern erhoben. Das Ergebnis: Die größten Mietsteigerungen gibt es in Städten im Stuttgarter Speckgürtel. Spitzenreiter ist dabei Böblingen (40,9%), gefolgt von Bietigheim-Bissingen (38,6%), Kornwestheim (37,9%), Sindelfingen (36,8%) und Filderstadt (36,8%). Unter den 30 deutschen Städten mit den größten Steigerungen (29,5%-40,9%) liegen 23 in Baden-Württemberg und nur drei im Osten des Landes: Berlin als geteilte Stadt mit 32,9 Prozent und die am Stadtrand von Berlin gelegenen Städte Teltow (32,9%) und Königs Wusterhausen (30%) in Brandenburg.
Auch bei den Mietpreisen liegt der Westen vorn: Die höchsten Mieten zahlen Mieter nach wie vor in München mit einem Durchschnitt von 18,50 Euro pro Quadratmeter. Dahinter folgen Städte im Speckgürtel der bayerischen Landeshauptstadt: Unterhachingen (16,40 €/qm), Unterschleißheim (15,50 €/qm), Haar (15,40 €/qm), Ottobrunn (15,30 €/qm) und Karlsfeld (15 €/qm). Von den 20 Städten mit den höchsten Mieten in ganz Deutschland liegen allein 14 unweit der bayerischen Landeshauptstadt.
Fazit
In Berlin holt der Osten auf. Die größten Mietsteigerungen gab es in den vergangen fünf Jahren in ehemals Ostberliner Stadtteilen. Die höchsten Mietpreise der Stadt finden sich jedoch aktuell noch vorrangig im Westen der Stadt – allen voran Berlin-Tiergarten mit 14,10 Euro pro Quadratmeter. Im deutschlandweiten Vergleich zeigt sich, dass der Westen bei der Miethöhe und den Steigerungsraten vorn ist. Vor allem Städte im Speckgürtel profitieren von der Nähe zur Metropole: im Westen Stuttgart und München; und im Osten glänzt Berlin.
*Grundlage für die Untersuchung ist der Homeday-Preisatlas; Stand: November 2019. Für die Untersuchung wurden die Mietpreise für Berliner Wohnungen im Zeitraum vom dritten Quartal 2015 bis zum dritten Quartal 2019 miteinander verglichen.